Tipps für Neueinsteiger in das deutsche Elektroauto-Ladenetz
Inhalt
Dieser umfassende Leitfaden liefert Einsteigern Antworten auf diese und weitere Fragen rund um das Elektroauto-Ladenetz in Deutschland, die verschiedenen Lademöglichkeiten und gibt Tipps für den Alltag mit einem Elektrofahrzeug. Damit möchten wir Sie auf Ihrer Reise in die emissionsfreie Mobilität unterstützen und dabei helfen, den Wechsel zu einem nachhaltigeren Verkehrsmittel reibungslos und sorglos zu gestalten.
Grundlagen des Elektroauto-Ladens
Bevor man sich mit dem Ladenetz in Deutschland vertraut macht, ist es wichtig, die Grundlagen des Elektroauto-Ladens zu verstehen. Hier sind einige Begriffe und Konzepte, die für Neueinsteiger relevant sind:
AC- und DC-Laden
Es gibt zwei Haupttypen von Ladetechnologien: Wechselstrom (AC) und Gleichstrom (DC). AC-Laden ist die gängige Methode für das Laden zu Hause oder an öffentlichen Normalladestationen. Die Ladeleistung liegt meist zwischen 3,7 und 22 kW. DC-Laden hingegen ist schneller und wird vor allem an Schnellladestationen angeboten. Die Ladeleistung kann hier zwischen 50 und 350 kW liegen.
Typen von Ladestationen
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Schnellladestationen (HPC-Ladestationen)
Diese Stationen ermöglichen das schnelle Aufladen von Elektroautos mit hoher Leistung (in der Regel ab 50 kW). Sie sind ideal für längere Fahrten und ermöglichen es, innerhalb von etwa 20-30 Minuten eine ausreichende Reichweite nachzuladen.
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Normalladestationen
Diese Ladestationen sind weit verbreitet und bieten Ladeleistungen von 3,7 bis 22 kW. Sie eignen sich gut für das Laden über längere Zeiträume, zum Beispiel während der Arbeit oder über Nacht.
Ladekabel und Stecker
Es gibt unterschiedliche Steckertypen für Elektroautos, die wichtigsten sind:
Typ 2
In Europa ist der Typ 2-Stecker der Standard für AC-Laden. Er wird sowohl für das Laden zu Hause als auch an öffentlichen Ladestationen verwendet.
CCS (Combined Charging System)
Dieser Stecker ist eine Erweiterung des Typ 2-Steckers und ermöglicht sowohl AC- als auch DC-Schnellladen. Er ist der Standard für die meisten europäischen Elektroautos.
CHAdeMO (CHArge de MOve)
Dieser Stecker wird hauptsächlich von japanischen Autoherstellern wie Nissan und Mitsubishi verwendet und ermöglicht DC-Schnellladen. Der CHAdeMO-Stecker hat in Japan seinen Ursprung.
Es ist wichtig, dass du weißt, welchen Stecker dein Elektroauto benötigt und welche Lademöglichkeiten es bietet, um die passenden Ladestationen in Deutschland nutzen zu können.
Ein CCS 2 von vorne (oben) im Vergleich zu einem Typ 2 Stecker (unten).
Ladenetz in Deutschland
Das Ladenetz für Elektroautos in Deutschland hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt und wird kontinuierlich ausgebaut, um den wachsenden Bedarf an Lademöglichkeiten zu decken. Hier sind einige wichtige Informationen zum aktuellen Stand des Ladenetzes:
Anzahl der öffentlichen Ladestationen
In Deutschland gibt es derzeit über 40.000 öffentliche Ladepunkte (Stand: September 2021), und die Zahl wächst stetig. Die Bundesregierung hat das Ziel, bis 2030 mindestens eine Million öffentliche Ladepunkte bereitzustellen, um die Elektromobilität weiter voranzubringen.
Geografische Verteilung der Ladestationen
Die Ladestationen sind in ganz Deutschland verteilt, wobei die Ballungsräume und Verkehrsknotenpunkte besonders gut abgedeckt sind. In ländlichen Gebieten kann die Dichte der Ladestationen jedoch geringer ausfallen, was eine sorgfältige Planung von Ladevorgängen erfordert, insbesondere bei längeren Fahrten.
Anbieter von Ladestationen
Es gibt verschiedene Anbieter von Ladestationen in Deutschland, die sowohl Schnellladestationen als auch Normalladestationen betreiben. Zu den bekanntesten gehören:
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Ionity
Ein Joint Venture mehrerer Automobilhersteller, das ein europaweites Netzwerk von Schnellladestationen mit einer Leistung von bis zu 350 kW aufbaut.
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EnBW
Einer der größten Energieversorger Deutschlands, der ein umfangreiches Netzwerk von Ladestationen betreibt, darunter auch Schnellladestationen mit Leistungen von bis zu 300 kW.
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Allego
Ein niederländisches Unternehmen, das in mehreren europäischen Ländern, einschließlich Deutschland, Ladestationen betreibt und sowohl AC- als auch DC-Lademöglichkeiten anbietet.
Es ist wichtig, sich über die verschiedenen Anbieter und deren Netzwerke zu informieren, um die passenden Ladestationen für dein Elektroauto nutzen zu können.
Zugang zu Ladestationen
Um Elektroautos an öffentlichen Ladestationen in Deutschland aufladen zu können, müssen sich Fahrer in der Regel bei einem oder mehreren Ladeanbietern registrieren und deren Ladekarten oder Apps verwenden. Hier sind einige Informationen, die dir dabei helfen, den Zugang zu Ladestationen in Deutschland zu erleichtern:
Ladekarten und Apps
Es gibt zahlreiche Ladekarten und Apps, die den Zugang zu verschiedenen Ladestationen ermöglichen. Einige der bekanntesten Anbieter sind:
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MAINGAU
Mit der MAINGAU-Autostrom-Karte oder App kannst du an vielen Ladestationen in Deutschland und Europa laden. Die Abrechnung erfolgt nach Kilowattstunde (kWh) und es gibt keine monatliche Grundgebühr.
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Elli
Elli, eine Abkürzung für Electric Life, ist ein Unternehmen der Volkswagen Gruppe, das sich auf Lösungen rund um die Elektromobilität konzentriert. Sie bieten eine Reihe von Dienstleistungen an, darunter Ladelösungen für Privatkunden und Unternehmen, um den Übergang zur nachhaltigen Mobilität zu erleichtern.
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Plugsurfing
Plugsurfing ist eine weitere verbreitete Ladekarte und App, die den Zugang zu zahlreichen Ladestationen in Deutschland und Europa ermöglicht. Die Abrechnung erfolgt entweder nach kWh oder nach Ladezeit, abhängig vom Betreiber der Ladestation. Die App gibt es sowohl im App Store für Apple als auch bei Google Play für Android.
Roaming-Abkommen zwischen Anbietern
Viele Ladeanbieter haben Roaming-Abkommen untereinander geschlossen, um ihren Kunden den Zugang zu einer größeren Anzahl von Ladestationen zu ermöglichen. Das bedeutet, dass du mit einer einzigen Ladekarte oder App oft auch die Ladestationen anderer Anbieter nutzen kannst. Achte jedoch darauf, dass die Preise für das Laden an Stationen von Drittanbietern höher sein können.
Kosten und Abrechnungsmodelle
Die Kosten für das Laden an öffentlichen Ladestationen variieren je nach Anbieter, Ladeleistung und Standort. In vielen Fällen wird nach verbrauchter Energie (kWh) abgerechnet, manchmal aber auch nach Ladezeit oder mit einer Kombination aus beidem. Einige Anbieter erheben zusätzlich eine monatliche Grundgebühr oder Startgebühren für jeden Ladevorgang. Es ist wichtig, sich über die verschiedenen Abrechnungsmodelle zu informieren, um die für dich günstigste Lösung zu finden.
Verschiedene Anbieter bieten meist trotzdem die gleichen
Bezahlmethoden.
Tipps für den Alltag
Der Umstieg auf ein Elektroauto erfordert einige Anpassungen im Alltag. Hier sind einige Tipps, die dir helfen sollen, das Beste aus deinem Elektroauto herauszuholen und das Ladenetz in Deutschland optimal zu nutzen:
Planung von Ladevorgängen
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Routenplanung
Bei längeren Fahrten ist es ratsam, deine Route im Voraus zu planen und dabei mögliche Ladestationen entlang der Strecke zu berücksichtigen. Es gibt verschiedene Apps und Websites, wie zum Beispiel A Better Routeplanner oder Google Maps, die dir dabei helfen können, geeignete Ladestationen zu finden.
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Ladezustand berücksichtigen
Achte darauf, dass dein Elektroauto immer ausreichend geladen ist, um deine täglichen Fahrten zu bewältigen. Versuche, regelmäßige Ladevorgänge in deinen Alltag einzubauen, zum Beispiel während der Arbeit oder über Nacht.
Ladeetikette
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Richtige Nutzung von Schnellladestationen
Schnellladestationen sind dafür gedacht, Fahrzeuge schnell aufzuladen und somit längere Fahrten zu ermöglichen. Vermeide es, diese Stationen für längere Zeiträume zu blockieren, sobald dein Auto ausreichend geladen ist. So stellst du sicher, dass auch andere Fahrer die Möglichkeit haben, ihr Elektroauto schnell aufzuladen.
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Ladestationen freigeben
Wenn dein Auto an einer Ladestation aufgeladen ist, solltest du es zeitnah entfernen, um Platz für andere Fahrer zu schaffen. Blockiere keine Ladestationen, wenn du nicht lädst.
Umgang mit Störungen und Ausfällen
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Alternative Ladestationen einplanen
Es kann vorkommen, dass eine Ladestation vorübergehend nicht funktioniert oder bereits besetzt ist. Plane für solche Fälle alternative Ladestationen in der Nähe ein, um sicherzustellen, dass du dein Elektroauto dennoch aufladen kannst.
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Kontakt zum Ladeanbieter
Bei Problemen mit einer Ladestation kannst du dich an den Betreiber der Station wenden, um Unterstützung zu erhalten. Die Kontaktdaten findest du in der Regel auf der Ladestation oder in der zugehörigen App.
Heimladestationen
Eine weitere Möglichkeit, dein Elektroauto aufzuladen, ist die Installation einer eigenen Ladestation zu Hause – auch Wallbox genannt. Hier sind einige Informationen und Tipps zur Nutzung von Heimladestationen:
Installation einer Wallbox
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Fachgerechte Installation
Die Installation einer Wallbox sollte von einem qualifizierten Elektriker durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass alle Sicherheitsstandards eingehalten werden.
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Leistung wählen
Wallboxen kann man in verschiedenen Leistungsstufen erhalten, üblich sind 11 kW und 22 kW. Je höher die Leistung, desto schneller kann dein Elektroauto aufgeladen werden. Beachte jedoch, dass nicht alle Elektroautos mit der maximalen Leistung geladen werden können und die Installation einer leistungsstärkeren Wallbox unter Umständen einen höheren Anschlusswert für deinen Hausanschluss erfordert.
Vor- und Nachteile des Ladens zu Hause
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Vorteile
Das Laden zu Hause bietet den Vorteil, dass du dein Elektroauto jederzeit bequem aufladen kannst, ohne auf öffentliche Ladestationen angewiesen zu sein. Zudem sind die Stromkosten für das Laden zu Hause in der Regel günstiger als an öffentlichen Ladestationen.
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Nachteile
Die Installation einer Wallbox kann mit Kosten verbunden sein und erfordert gegebenenfalls bauliche Veränderungen. Zudem ist das Laden zu Hause für Menschen ohne eigenen Stellplatz oder Garage oft keine Option.
Fördermöglichkeiten für private Ladestationen
In Deutschland gibt es verschiedene Förderprogramme, die den Kauf und die Installation von privaten Ladestationen unterstützen. Dazu zählt zum Beispiel die Förderung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die einen Zuschuss von bis zu 900 Euro für die Installation einer Wallbox gewährte. Leider sind inzwischen alle drei möglichen KFW-Förderungen schon ausgeschöpft.
Einige Städte, Landkreise und Netzbetreiber bieten jedoch trotzdem noch Möglichkeiten, um etwas Geld bei der Beschaffung oder Installation von Wallboxen einzusparen. Informiere dich über die verschiedenen Fördermöglichkeiten, um die Kosten für die Anschaffung und Installation einer eigenen Ladestation zu reduzieren.
Fazit
Elektroautos sind auf dem Vormarsch, und das Ladenetz in Deutschland wächst stetig, um den Bedürfnissen der Fahrer gerecht zu werden. In diesem Leitfaden haben wir die Grundlagen des Elektroauto-Ladens, das bestehende Ladenetz, den Zugang zu Ladestationen, Tipps für den Alltag und die Möglichkeit des Ladens zu Hause erläutert.
Um das Beste aus deinem Elektroauto herauszuholen, ist es wichtig, dich mit den verschiedenen Lademöglichkeiten vertraut zu machen und eine geeignete Ladeinfrastruktur für deine Bedürfnisse zu finden. Eine gute Planung, das Befolgen von Ladeetikette und das Nutzen von Fördermöglichkeiten können dir dabei helfen, das Elektroauto-Ladenetz in Deutschland optimal zu nutzen.
Der Ausbau des Ladenetzes wird auch in den kommenden Jahren weiter voranschreiten, um die steigende Nachfrage nach Elektromobilität zu unterstützen. Es ist zu erwarten, dass sowohl die Anzahl als auch die Leistungsfähigkeit der Ladestationen zunehmen werden, was das Fahren eines Elektroautos noch attraktiver und praktischer macht.
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